Projekt: Stop or Go?
Kürzlich an einer Projektstandsitzung: „Liebe Kollegen, wir haben schon so viel investiert. Ein Wechsel kommt nicht in Frage. Selbst wenn die Alternative noch so gut ist.“
Worin liegt die Scheu, die Alternative zu analysieren? Vermutlich daran, möglicherweise einen Fehlentscheid zu entdecken, denn nur die wenigsten können mit irreversiblen Kosten (Fachbegriff: Sunk Cost Fallacy) souverän umgehen.
Statt ein Projekt abzuschreiben und die bereits investierten Ressourcen als verloren zu betrachten, wird so lange Geld, Zeit und Energie hineingepumpt, bis die Katastrophe perfekt ist. Nicht nur wenn wir selbst das Geld versenkt haben, tun wir uns schwer, von dem einmal begonnenen Projekt abzulassen. Neuste Forschung folgert, dass dieser Effekt sogar noch stärker ist, wenn Drittpersonen ursprünglich entschieden haben.
Es mag tugendhaft scheinen, wenn man nicht aufgibt und alles dafür tut, eine Fehlentscheidung auszubügeln. Ökonomisch richtig ist aber nur eins. Bei jedem neuen Franken, jeder weiteren Minute Zeit und jedem weiteren Tröpfchen Schweiss, die Sie in Ihr Projekt fliessen lassen, sollten Sie die Kostenuhr gedanklich auf null stellen. Ist der nächste Schritt sinnvoll und würden Sie ihn auch gehen, wenn Sie der Weg bis dahin noch keinen Rappen gekostet hätte?
Praxis-Tipp: Kein Mensch steht auf Verluste und niemand schmeisst gerne Geld aus dem Fenster. Deshalb hasst unser Hirn es, Investments oder Projekte aufzugeben und sie abzuschreiben. Aber wenn es passiert ist, ist es passiert. Wir können die Vergangenheit nicht ändern – nur daraus lernen.
Quelle: Interessant zu lesen zum Thema ist der kürzlich im The Economist erschienene Artikel „The sunk-cost fallacy – Another’s wasted investment is as disturbing as one’s own“