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Freizeitkleidung bei der Arbeit: Ja oder Nein?
Kleider machen Leute – dieser altbekannte Spruch hat in der modernen Arbeitswelt eine neue Bedeutung gewonnen.
Während Anzug und Krawatte einst den beruflichen Standard markierten, hat sich in vielen Unternehmen ein Wandel vollzogen: Freizeitkleidung ist mittlerweile in zahlreichen Büros angekommen.
Doch was bedeutet das für die Professionalität und den ersten Eindruck? Ist es egal, was man trägt, solange die Leistung stimmt? In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer mehr verschwimmen, stellt sich die Frage: Wie viel Einfluss hat die Kleidung noch auf unsere beruflichen Beziehungen?
Einfluss der Kleidung auf unsere Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen.
2012 zeigten die Psychologen Hajo Adam und Adam D. Galinsky in einer Studie, dass das Tragen bestimmter Kleidung unsere geistigen Prozesse und Leistungen verändern kann. Sie nannten den Effekt: «Enclothed Cognition».
Die Grundidee ist, dass Kleidung nicht nur unsere äussere Erscheinung beeinflusst, sondern auch unser inneres Erleben und Verhalten. Beispielsweise kann das Tragen eines Laborkittels (der typischerweise mit Wissenschaft und Präzision assoziiert wird) dazu führen, dass sich eine Person konzentrierter und aufmerksamer fühlt. Es geht also darum, dass die symbolische Bedeutung der Kleidung, kombiniert mit dem tatsächlichen Tragen dieser Kleidung, eine psychologische Wirkung auf den Träger haben kann.
Freizeitkleidung wirkt bei der Arbeit wenig vertrauenserweckend.
Kürzlich untersuchten amerikanische Forscher[1] die Reaktionen auf drei verschiedene Kleidungsstile:
- Business-Formal,
- Business-Casual und
- Freizeitkleidung (Casual).
In einer Studie präsentierten sie 323 Personen schriftliche Beschreibungen fiktiver Mitarbeiter und baten sie, auf Grundlage ihres Bauchgefühls zu bewerten, inwieweit jeder Mitarbeiter als ethisch angesehen wird.
In einer zweiten Studie zeigten die Forscher 424 Personen Stockfotos von Fachleuten. Um sicherzustellen, dass die Probanden auf die Kleidung und nicht auf die Farbe der Kleidung, Körpersprache oder Gesichtsausdrücke reagierten, wurden die Gesichter abgeschnitten, und jede Fachperson war in neutralen Farben gekleidet und in verschiedenen Posen abgebildet.
Wie in der ersten Studie wurden die Teilnehmer gebeten, anhand ihres Bauchgefühls die ethische Haltung der Fachleute zu bewerten. Dieses Mal wurden Personen, die Business-Casual-Kleidung trugen, eher als ethisch angesehen als diejenigen, die Freizeitkleidung trugen.
Fazit
Die Kleidung, die wir tragen – vor allem zur Arbeit, aber nicht nur – beeinflusst unsere Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen, und wie wir von anderen wahrgenommen werden.
Es gibt eine Ausnahme: Wenn Freizeitkleidung als die Uniform am Arbeitsplatz gilt, dann gelten die Vorteile, resp. die implizite Verpflichtung des Uniformtragens. Denken Sie z.B. an die Welt der Software-Programmierer, wo T-Shirt-Tragen einfach ein Muss ist, um dazu zugehören.
[1] «Perceptions of Ethicality: The Role of Attire Style Attire Appropriateness, and Context,” by Kristin Lee Sotak et al. (Journal of Business Ethics, 2024)
Quellen:
“Casual Clothing Makes You Look Less Ethical at Work” Harvard Business Review Sep-Oct 2024
“The pros and cons of corporate uniforms” The Economist 27 March 2024
OpenAI. (2024). ChatGPT 4o. Verwendet zur Erstellung von Textteilen dieses Artikels.