Riskmanagement & IKS News
Wenn ein Lieferant ausfällt – mit IKS gut vorbereitet
Ein Hersteller von Anlagen zur Wasseraufbereitung musste im Januar 2024 seine Produktion stoppen – der einzige Lieferant für eine kritische Pumpe war überraschend insolvent.
Es dauerte drei Wochen, bis eine alternative Bezugsquelle aufgebaut war. In dieser Zeit gingen Aufträge verloren, Mitarbeitende waren im Leerlauf, die Kundenzufriedenheit sank. Diese Geschichte ist kein Einzelfall – gerade KMU und öffentliche Verwaltungen sind besonders anfällig für Versorgungsrisiken.
- Konzentration macht verletzlich – besonders in der Fläche
Lieferengpässe sind nicht nur ein Thema internationaler Lieferketten. Viele Gemeinden haben genau einen Dienstleister für die Wartung ihrer Heizung, einen Abfuhrdienst oder einen Druckerei-Partner. Und viele KMU setzen auf bewährte Partnerschaften mit einem oder zwei Schlüsselzulieferern.
Das Problem: Fällt dieser aus – z. B. wegen Insolvenz, Ausfall von Schlüsselpersonal oder Materialknappheit –, dann fehlen Zeit, Kontakte oder Vertragsklarheit, um schnell zu reagieren.
Fallbeispiel aus dem Handwerk: Eine Bauunternehmung verlor aufgrund eines Produktionsstopps bei einem Betonlieferanten einen Rahmenvertrag. Der Ersatz war teurer, weniger flexibel – und verzögerte ein wichtiges Projekt um zwei Monate.
- Risikofrüherkennung im Einkauf? Fehlanzeige
In vielen Organisationen erfolgt die Lieferantenauswahl einmal – danach wird „nur noch bestellt“. Kriterien wie finanzielle Stabilität, Nachfolgeregelung beim Partner, oder geografische Abhängigkeiten werden selten geprüft. Interne Einkaufsprozesse fokussieren auf Preis und Verfügbarkeit – aber nicht auf Risiko.
- Was ein gutes Risk Management hier leisten kann
A. Klassifikation der Lieferanten
- Kritikalität (z. Produktionsstopp, gesetzliche Leistungspflichten)
- Ersetzbarkeit (z. Standardprodukt vs. Spezialanfertigung)
B. Regelmässige Risiko-Checks im IKS
- Monitoring auf Bonität (z. Creditreform)
- Prüfung auf Abhängigkeiten (Umsatzanteil, Monopolstellung)
- Überprüfung von Vertragslaufzeiten, Kündigungsfristen
C. Frühwarnsysteme - Stichtagsberichte durch verantwortliche Linienverantwortliche
- Automatische Eskalation bei fehlender Lieferung / Auslastung / Preisentwicklung
D. Aufbau von Alternativen
- Dual Sourcing als Standard
- Vereinfachte Aufnahme von Zweitlieferanten (Prozesse & Freigaben)
- Integration ins IKS
Viele dieser Punkte lassen sich systematisch ins bestehende IKS integrieren:
- Lieferantenrisiken als eigenes Risikofeld aufnehmen
- Kritische Verträge als Kontrollobjekt definieren
- Pflicht zur jährlichen Bewertung durch Einkauf/Leitung verankern
Fazit: Das Risiko liegt nicht beim Lieferanten – sondern in der Abhängigkeit
Wer keine Alternativen vorbereitet, trägt das Risiko selbst.
Lieferkettenrisiken betreffen längst nicht nur globale Konzerne – sie sind in jeder Produktionshalle, Werkstatt oder Verwaltung real. Risk Management schafft hier Transparenz und Handlungsspielraum – bevor es teuer wird.
Quellen:
- Helvetia Versicherung (2024): Die grössten Risiken für Schweizer KMU. Online: com/kmu-risiken
- admin.ch (2024): Jedes 25. Unternehmen war Opfer eines schweren Lieferkettenproblems. Online: kmu.admin.ch
- Swisscom (2023): Cyberangriff auf KMU: So schützen Sie sich – Fallbeispiele und Checklisten. Online: ch
- Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) (2023): Versorgungssicherheit Schweiz – Lageberichte und Frühwarnsysteme. Online: admin.ch
- swissaxis AG (2024): Lieferantenrisiken systematisch managen – ein IKS-Modul für KMU. (Unveröffentlichter Fachinput)
- OpenAI Webrecherche, April 2025 und ChatGPT 4o. Unterstützt bei Struktur und Textgenerierung
